Mittwoch, 14. Juni 2023

10 Stunden im Sattel!

Wenn ich mir unsere bisherigen Fahrleistungen so anschaue, klappt das nicht "in 10 Tagen bis Bayern". Da müssen wir noch ordentlich zulegen! Außerdem kann ich morgen in Bergen Freunde treffen. Darum habe ich gestern schon ein ehrgeiziges Ziel (410 km) gesteckt und einen Übernachtungsplatz etwas nördlich von Bergen gebucht.

Die Nacht war ruhig, aber etwas kalt (unter 5 Grad). Trotzdem habe ich  sehr gut geschlafen. Bis alles eingepackt ist und wir loskommen, wird es dann doch etwas nach 9 Uhr. Das Navi verspricht, etwa gegen 19 Uhr am Tagesziel zu sein. Zügig gehen wir die Strecke an. Das Navi ist auf "kurvig" eingestellt, was auch den einen oder anderen Umweg beinhaltet. Dennoch müssen wir einige Strecken auf Europastraßen fahren. Prompt wird der Verkehr dichter, teilweise sind LKWs im Schneckentempo unterwegs, lange Tunnel verstecken die schöne Aussicht und obendrein sind dort oft Baustellen, was uns einige Verzögerungen einbrockt. Mit den Fähren (bis auf die letzte, da müssen wir 30 min warten) haben wir heute wirklich Glück! So gut wie keine Wartezeit, eine Fähre läuft gerade ein als wir ankommen und bei einer anderen geht die Klappe direkt hinter uns zu. Straßentechnisch ist heute wirklich (fast) alles dabei! Keine Autobahn und keine Schotterwege - das hab ich dem Navi vorgegeben. Auf den großen und vielbefahrenen Europastraßen zeigt die Lisl, dass sie heute auch ihren Teil beitragen möchte, beim überholen ist sie schnell und kräftig dabei. Und dabei hat sie noch nicht einmal viel Durst - mit sparsamen 6,2 l/100 km ist sie heute zufrieden.
Durch liebliche grüne Täler mit tosenden Gletscherbächen werden wir geführt. Während am Ofotfjord das Gras hoffentlich bald zu sprießen beginnt, wird hier schon das duftende Heu eingefahren. Dann passieren wir wieder kleinere und größere Gewässer. Ob die nun ein See oder ein Fjord sind, kann ich nur der Höhenangabe im Navi entnehmen.
Bei der Mittagspause an der Tanke zeigen sich mal wieder einige "alte weiße Männer auf Motorrädern".

Danach kommt ein Sahnestückchen an Straße - da werden wir beide schnell wieder wach! Viele viele Kilometer einspuriger aber bestens asphaltierter Untergrund führt uns in weiten und engen Kurven und Serpentinen durch Wald und Berg. Tatsächlich ohne irgendeinen andere Verkehrsteilnehmer! Das ist einmalig! Auch auf der weiteren Strecke bis Eikangervåg bleibt es fast menschen- bzw. fahrzeugleer. Das war sooo schön, dass ich fast meinen schmerzenden Hintern vergesse.

Im Clubheim "Fumble Heads Nordhordland" der Harley-Fahrer darf ich heute übernachten. 2 artgerechte Rocker empfangen mich um halb acht Uhr, führen mich durch das Haus und erklären mir alles. Jetzt erst merke ich, dass meine Knie ganz schön gelitten haben, die Treppen kann ich kaum steigen. Das Haus gehört heut Nacht ganz alleine mir! Dusche, Waschmaschine und Trockner bekommen Großaufträge und die Küche darf auch dienen. Unterm Dach gibt es 9 Stockwerkbetten zur Auswahl. Satt und sauber sitze ich im Hinterhof am Seeufer, um die heutigen Erlebnisse niederzuschreiben. Wie geht es mir doch gut!




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