Freitag, 16. Juni 2023

Kristiansand - das Ende von Norwegen

Früh bin ich auf den Beinen. Einige Autos fahren in die angebliche Sackgasse hinein, die laut Hinweis nur zur Arbeitszeiten geöffnet ist. Nachdem diese nicht mehr zurück kommen, muss die Straße wohl nun offen sein, also trauen wir uns auch hier entlang. Nach kurzer Strecke passieren wir ein Kraftwerk - hier arbeiten anscheinend alle, die vorbeigefahren sind. Die Fortführung des Wegs ist schwer zu finden und natürlich jetzt geschottert. Hm. Hätte jetzt nicht mehr sein müssen, aber wir haben das wohl so entschieden, also löffeln wir die Suppe auch aus. Selbst als die Wegqualität auf Waldwegniveau sinkt.

Wir sind zeitig genug dran, bereits um 8 Uhr sind wir unterwegs. Langsam und stetig nähern wir uns dem Ziel. Man sollte es nicht glauben,welche schönen und einsamen Sträßchen uns der Navigator wieder anbietet. Gestern haben wir bereits eine interessante Schilderkombination gesehen: ein Sperrschild für Motorräder mit der Unterschrift "gilt nicht für Motorräder". Jetzt warnt ein großes Schild in mehreren Sprachen, dass diese Straße nicht für Lastzüge geeignet ist. Dafür umso mehr für uns, oder? Kein Kies, sondern Asphalt nach einer Engstelle zu Beginn macht die Fahrt zum Vergnügen. Einsam und kurvig gondeln wir an spiegelglatten Seen vorbei, umgeben vom Duft des Waldes und frischen Holzes.

Kurz nach 12 sind wir tatsächlich in Kristiansand angekommen. Ich habe gerne etwas Reserve und warte auf die Fähre als andersrum. Im Supermarkt gibt es eine Salatbar, das passt. Direkt davor liegt der frischgemähte Stadtpark, in dem ich dann die Mittagspause verbringen. Nachdem auch die Lisl versorgt ist steuern wir den Hafen an. Warten.... Benzingespräche. Lisl steht einigen Biker-Kollegen Modell.

Wer hätte das gedacht, dass ich jemals auf einer Fähre die Innenräume bevorzuge, weil es draußen einfach zu heiß ist? Und das in nördlichen Gefilden! Kurz vor 8 Uhr abends kommen wir in Dänemark an, dem Schweineland. Hier riecht es nach Schwein, egal wohin man kommt - immer! Es fühlt sich noch nicht nach "genug gefahren" an, darum legen wir auf der Autobahn noch ein Stück zu. Die Lisl dreht auf, ihr Motor läuft rund und kräftig, wir kommen gut voran. Nach ca. 1 h beschließe ich, dass Schlafenszeit ist. Wir verlassen die Autobahn und suchen uns auf Nebensträßchen ein Stück gemähte Wiese. Wegen der allgegenwärtigen Mücken baue ich das Innenzelt auf, sonst hätte ich das wohl ganz sein lassen. Ich rechne heute nicht mit Regen.

Ob morgen noch ein Beitrag kommt, hängt von eventuellen Erlebnissen ab. Ansonsten ist es ja "nur" langweiliger Heimweg. Dann folgt eine längere Pause bis zur Rückreise - etwa ab 10.- Juli.





Donnerstag, 15. Juni 2023

Freunde

Die Nacht war einfach zu kurz. Ich bin zwar ab 6:30 wach und stehe auch auf, aber ich bin erst nach 1 Uhr schlafen gegangen. Warum? Weil das "normale Leben" eben auch weitergeht und bedient werden will. Also Behörden, Handwerker, Dienstleister und man sich auch um alles kümmern muss, was da schief läuft. Die kurze Zeit habe ich dennoch gut geschlafen.

Jetzt freue ich mich auf ein Treffen mit Freunden aus "der alten Heimat" (Bayern), die zum ersten mal in Norwegen Urlaub machen. Wir sitzen in Bergen im Straßencafé in der Sonne. Die Zeit verfliegt, bis wir richtig in Fahrt kommen ist es leider schon fast Mittag. Ich hasse Stadtverkehr: je ein Auge auf den Verkehr vor mir, in den Rückspiegel, auf die Straßenschilder und aufs Navi, das schaffe ich nicht mehr. Dafür bin ich zu alt. Und wenn Du eine Abfahrt verpasst, landest Du für zig Kilometer im Tunnel!

Ich wollte heute noch ein ganzes Stück fahren, denn morgen möchte ich eigentlich die Fähre in Kristiansand erreichen. Da müssen wir uns sehr sputen! Meine Kalkulation "10 Tage" beruht auf einer Entfernung von ca. 3.500 km und einer Tagesstrecke von 350 km. Leider habe ich dabei mich nicht eingerechnet, denn ich möchte kleinste Sträßchen mit Spaßfaktor fahren, tolle Landschaft genießen, keinen Verkehr sehen und schnell voran kommen. Irgendwas passt da nicht zusammen....3.000 km haben wir bereits jetzt abgefahren. Weil man auf den kleinen Serpentinenstraßen auch keinen guten Schnitt hinlegen kann, wird es heute eben auch wieder spät.

30 Grad Hitze sind nicht gerade hilfreich gegen Müdigkeit, zum Glück scheint das der Lisl nichts auszumachen und sie passt hoffentlich auf mich auf. Fotos mache ich erstmal keine, denn irgendwie ist die Landschaft zwar schön, aber eben nicht "Ah und Oh". Die Fähren sind immer mal wieder eine Abwechslung und die gelegentliche Wartezeit von bis zu 30 min vergeht schneller als man denkt. Es dauert eine ganze Zeit, bis der Navigator wieder unsere Lieblingssträßchen finden kann. Dafür ärgert uns nun ein Lastzug vor uns. Sehr gerne hätten wir den hinter uns aber wo es möglich ist, gibt der Fahrer Vollgas, um dann in den schönsten Kurven zu bremsen und bei Gegenverkehr ganz stehen zu bleiben. Es ist zum Verzweifeln! 

In Odda machen wir um halb fünf Mittag. Danach kommen wir am bekannten Wasserfall "Låtefossen" vorbei. Er kommt mir sehr bekannt vor, ich war hier mindestens schon 3 mal! Er ist immer wieder interessant, aber ich kenn mir einfach nicht merken, wo welcher Wasserfall zu finden ist. Bei der Vorbeifahrt bekommen wir eine heftige Dusche gratis. Aber dann! Kaum sichtbar zweigt etwas vor dem Tunnel ab, ich dachte, das wäre eine Hofeinfahrt. Nein, hier geht's über einen Pass statt hinter LKWs durch den Tunnel. Boah, ist das ein Schmankerl! Nach einigen engen Serpentinen werde ich zwar skeptisch, weil weit und breit niemand zu sehen ist, aber endlich kommen mir doch 3 einsame Motorradfahrer entgegen. Ein Glück, dass wir dieses Stückchen nicht verpasst haben. Auch den nächsten Tunnel können wir "überfahren", erst am Haukelifjell klappt es leider nicht mehr - das Sträßchen ist gesperrt. Sicher ist es noch verschneit, denn auf über 1.000 m überqueren wir das Fjell jetzt auf der Hauptstraße. Es wird kalt und ich muss wieder eine Lage Klamotten zulegen, die heute morgen ins Gepäck gewandert ist.

Die Straße leert sich, die WohnMObile sind zu WohnSTAbilen mutiert, deren Bewohner jetzt sicher beim Abendessen sitzen. Wir müssen noch ein Stück zulegen, selbst als wir einen schönen Platz finden. Prompt lotst mich der Navigator - trotz der Vermeidungsanweisung - auf ein unbefestigtes Sträßchen, das noch dazu frisch geschottert ist. Das wollen wir noch hinter uns bringen. Ein knappes Stündchen hängen wir noch dran, der nächste Platz ist auch nicht ohne. Allerdings treiben mich die Schnaken bald ins Zelt. Gute Nacht.





Mittwoch, 14. Juni 2023

10 Stunden im Sattel!

Wenn ich mir unsere bisherigen Fahrleistungen so anschaue, klappt das nicht "in 10 Tagen bis Bayern". Da müssen wir noch ordentlich zulegen! Außerdem kann ich morgen in Bergen Freunde treffen. Darum habe ich gestern schon ein ehrgeiziges Ziel (410 km) gesteckt und einen Übernachtungsplatz etwas nördlich von Bergen gebucht.

Die Nacht war ruhig, aber etwas kalt (unter 5 Grad). Trotzdem habe ich  sehr gut geschlafen. Bis alles eingepackt ist und wir loskommen, wird es dann doch etwas nach 9 Uhr. Das Navi verspricht, etwa gegen 19 Uhr am Tagesziel zu sein. Zügig gehen wir die Strecke an. Das Navi ist auf "kurvig" eingestellt, was auch den einen oder anderen Umweg beinhaltet. Dennoch müssen wir einige Strecken auf Europastraßen fahren. Prompt wird der Verkehr dichter, teilweise sind LKWs im Schneckentempo unterwegs, lange Tunnel verstecken die schöne Aussicht und obendrein sind dort oft Baustellen, was uns einige Verzögerungen einbrockt. Mit den Fähren (bis auf die letzte, da müssen wir 30 min warten) haben wir heute wirklich Glück! So gut wie keine Wartezeit, eine Fähre läuft gerade ein als wir ankommen und bei einer anderen geht die Klappe direkt hinter uns zu. Straßentechnisch ist heute wirklich (fast) alles dabei! Keine Autobahn und keine Schotterwege - das hab ich dem Navi vorgegeben. Auf den großen und vielbefahrenen Europastraßen zeigt die Lisl, dass sie heute auch ihren Teil beitragen möchte, beim überholen ist sie schnell und kräftig dabei. Und dabei hat sie noch nicht einmal viel Durst - mit sparsamen 6,2 l/100 km ist sie heute zufrieden.
Durch liebliche grüne Täler mit tosenden Gletscherbächen werden wir geführt. Während am Ofotfjord das Gras hoffentlich bald zu sprießen beginnt, wird hier schon das duftende Heu eingefahren. Dann passieren wir wieder kleinere und größere Gewässer. Ob die nun ein See oder ein Fjord sind, kann ich nur der Höhenangabe im Navi entnehmen.
Bei der Mittagspause an der Tanke zeigen sich mal wieder einige "alte weiße Männer auf Motorrädern".

Danach kommt ein Sahnestückchen an Straße - da werden wir beide schnell wieder wach! Viele viele Kilometer einspuriger aber bestens asphaltierter Untergrund führt uns in weiten und engen Kurven und Serpentinen durch Wald und Berg. Tatsächlich ohne irgendeinen andere Verkehrsteilnehmer! Das ist einmalig! Auch auf der weiteren Strecke bis Eikangervåg bleibt es fast menschen- bzw. fahrzeugleer. Das war sooo schön, dass ich fast meinen schmerzenden Hintern vergesse.

Im Clubheim "Fumble Heads Nordhordland" der Harley-Fahrer darf ich heute übernachten. 2 artgerechte Rocker empfangen mich um halb acht Uhr, führen mich durch das Haus und erklären mir alles. Jetzt erst merke ich, dass meine Knie ganz schön gelitten haben, die Treppen kann ich kaum steigen. Das Haus gehört heut Nacht ganz alleine mir! Dusche, Waschmaschine und Trockner bekommen Großaufträge und die Küche darf auch dienen. Unterm Dach gibt es 9 Stockwerkbetten zur Auswahl. Satt und sauber sitze ich im Hinterhof am Seeufer, um die heutigen Erlebnisse niederzuschreiben. Wie geht es mir doch gut!




Dienstag, 13. Juni 2023

Trollstigen

Trotz regem Verkehr auf der angrenzenden Straße habe ich bis halb 9 Uhr gut super gut geschlafen - Nachholbedarf. Während ich meinen Kram zusammenpacke kommt mein Parkplatzmitbewohner vorbei und wir politisieren und philosophieren über die Welt und das Leben. Wie die Zeit vergeht.... 
Um 10 sind wir dann endlich unterwegs. Über 15 Grad sind optimale Reisetemperaturen. Das Navi findet zuverlässig schöne kurvenreiche Straßen und asphaltierte Sträßchen mit geringem Verkehrsaufkommen. Etwas gelangweilt gondeln wir durch die Landschaft, sie bietet ja keine großen Neuigkeiten. Während an meiner Hütte jetzt hoffentlich das Gras zu sprießen beginnt, wird hier schon das duftende Heu eingefahren. Die krasse Schönheit des wilden Nordens vermisse ich. Bis auf die Schären, die sind schon sehr interessant. 
Durch Kristiansand geht es im Schritttempo und auch danach kommt leider die große Freiheit nicht wieder. Eingezwängt im dichteren Verkehr rollen wir über größere und kleinere kurvige Straßen zum Atlanterhavsveien. Dessen in den Himmel ragende Brücken sind auf jeden Fall immer einen Besuch wert! Das denken sich auch die tausende andere Touristen.
Der nächste Moloch ist Molde. Dort machen wir Mittagspause wie immer an der Tanke. Warum? Weil ich mit meiner Klubtasse dort gratis Tee, Kakao oder sogar Kaffee bekomme und auch weitere notwendige Dinge erledigen kann. Zum Nachtisch ein Eis. Es ist wieder warm geworden. 
Der Trollstigen ist heute noch ein immer wieder lohnenswertes Ziel. Richtung Andalsnes hängen wir lange hinter einem LKW fest, der bergab weit über der Geschwindigkeitsgrenze fährt, bergauf aber schwer ins Schnaufen kommt. Dummerweise müssen wir halt seinen Staub fressen. Ups - wir sind schon an der Fähre? Die wird schon beladen und wir dürfen gleich drauf und bis nach vorne fahren - überholt! Bald sind wir am Trollstigen angekommen. Ein schönes Tälchen führt zu den 6 km Serpentinen, die sich um einen Sturzbach herum die Felswand hinauf windet. Gischt und tolle Aussicht wechseln sich ab. Es ist noch nicht Hauptreisezeit, daher ist der Verkehr nicht so schlimm wie ich befürchtet habe. Fast ohne Behinderungen können wir hinaufklettern auf 900m. Hier oben liegt noch dick Schnee, der jetzt massiv schmilzt und türkisblaue Gletscherbäche produziert. Ein herrliches Bild bei diesem Sonnenschein! Zum Zelten ist es noch etwas zu früh und hier oben nachts auch vermutlich etwas zu kalt. Bei Valldal im Tal unten werde ich aber vermutlich wieder nix passendes finden. Da tut sich eine kleine Einfahrt auf. Über einen sandigen Wendeplatz, ein paar Meter durch ein Kiefernwäldchen landen wir direkt neben einem tosenden Gletscherbach auf einer frisch gedüngten Wiese. Die Lisl fühlt sich hier sicher sehr heimisch... Für mein Zelt findet sich ein kleines ungedüngtes Fleckchen und der Duft lässt mich sicher gut schlafen.





 

Montag, 12. Juni 2023

Genuss

Eine abendliche Unterhaltung beschäftigt mich die ganze Nacht, so dass ich keinen Schlaf finde. Am Morgen kommen schon gleich die nächsten Trigger - ich glaube, daran könnte ich noch ein wenig arbeiten. Die Sonne brennt irgendwann auf's Zelt und jagt mich heraus. Um 11 Uhr rollen dann die Räder wieder.

Mit der Navigationsapp hatte ich ziemliche Probleme - nach einem Update konnte ich zwar Routen planen, dafür aber nicht mehr die gefahrene Strecke aufzeichnen. Nach vielen mühsamen Recherchen hab ich die alte Version wieder hergestellt und kann nun auch wieder zeigen, wo ich mich herumtreibe. Sie findet auch wieder zuverlässig schöne, kurvenreiche Sträßchen. Ich habe vermutlich vergessen, "unbefestigte Straßen zu vermeiden", denn schon nach kurzer Zeit dürfen wir die E6 verlassen und auf ein Schottersträßchen einbiegen. "Spiele auf den Schmuddelstraßen" könnte heute unser Motto sein. Zum Glück ist es trocken und daher nur staubig. Die einzigen Verkehrsteilnehmer hier sind Schafe und die darf man auch ungestraft so nennen. Geschwindigkeitsfallen, denen ich gestern zum Glück dank Vorwarnung entkommen bin,  gibt es hier natürlich nicht. Die Polizisten können wahrscheinlich wochenlang tatenlos rumsitzen...

Die Landschaft hier ist lieblicher. Nadelwaldduft mischt sich mit den Gerüchen von Ackerbau und Viehzucht auf den langgezogenen grünen Hügeln. Es mutet mitteleuropäisch an, auch wenn es sich heimisch anfühlt, wäre mir hier zu wohnen wahrscheinlich zu langweilig. So langsam merke ich, wie mir das Meer eigentlich immer gefehlt hat. Zitat eines Freundes: "Wer nicht am Meer wohnt, ist selber schuld!"

Abwechselnd zieht die Lisl ihre Spur auf gut ausgebauten, breiten Asphaltstraßen mit genüsslichen Kurven oder erdreichen und staubigen Waldwegen. Etwas, was ich für einen Bienenstock halte, stellt sich als Trockenregal für die Torfwürfel heraus, die hier gestochen werden. Vor einer kleinen Hütte steht der Name "Torvhus" - alles klar.

Den Trondheimfjord überqueren wir am äußeren westlichen Ende und lassen die große Stadt sehr gerne links liegen. Die frische Meeresbrise riecht hier intensiv nach Fisch. Bei der Mittagspause an der Tankstelle nimmt erstmal die Lisl einen großen Schluck aus der Benzinpulle, sie pfeift schon auf dem letzten Loch. Dann beseitige ich die Kampfspuren in meinem Gesicht: vom Wind aus den Augen getriebene Tränen haben sich mit den Überresten diverser kollidierter Flugtiere, Straßen- und Blütenstaub vermischt und eine lange Spur quer über mein Gesicht gezogen. Die Fähre fährt hochfrequent alle 30 min, während der kurzen Wartezeit tanke ich gerne Sonne auf.

Ein großer Parkplatz mit gemähtem Rasen oberhalb eines Sees lädt zum Zelten ein., Es steht nur ein einziges Wohnmobil dort. Der Besitzer ist ein Österreicher, mit dem ich mich ganz nett unterhalte, solange er nicht mit seinem Hund spielt.





Sonntag, 11. Juni 2023

Transfer

Um halb acht bin ich wach, aber der Schlafsack ist so kuschelig warm. Da schlaf ich doch glatt nochmal ein und wache erst um 9 Uhr absolut ungestört auf. Jetzt aber los! Wir starten an einem schwülwarmen und windstillen Morgen bei 23 Grad um 10 Uhr. On the road again.
Durch duftende Mischwälder schwingen wir uns durchs Inland auf schönen, kurvenreichen und verkehrsarmen Sträßchen. Gestern sind wir einen Zick nach Westen gefahren, heute nehmen wir den Zack nach Osten. Vorbei geht's an moorig brauen Seen, auf denen sich manchmal ein einsames Plesshuhn tummelt. Auf den Wiesen suchen Reiher nach Futter. 
Aufruhr in der Schafherde! Mit einigen rabenschwarzen Lämmchen stellen sie sich uns in den Weg, aber meine Lisl kann auch stur sein. Schließlich geben die (klügeren?) Schafe nach und stieben davon.
Gegen Mittag steigt das Verkehrsaufkommen und die Temperaturen fallen auf 15 Grad. Es riecht nach Regen und kräftige Windböen bestärken meine Vermutung. Schöne Muster zeichnet der Wind auf den Fjord und verziert es mit manch kleinem Schaumkrönchen.
Lust auf ein Päuschen läßt uns an einer Tanke anhalten und einen Tee zapfen. Dzu gibt es ein paar günstige Dampfnudeln und eine nette Unterhaltung mit einem 68-jährigen Radfahrer, der von Deutschland aus in 6 Wochen bis zum Nordkap und zurück will. Gute Fahrt! Wir machen uns wasserfest, dann starten wir auch. Mit der Fähre haben wir diesmal mehr Glück als gestern, schon kurz nach unserer Ankunft legt sie ab. Gleichzeitig setzt der Regen ein.
Es regnet sich ein. Alles ist grau und das Wasser kommt in Bindfäden von oben. Spaß ist etwas anderes. Aber Regen gehört nun mal zu Norwegen - und zum meinen Reisen! Das sollte ich nach 40 Jahren "weltbester Regenmacher" doch langsam wissen. Der Himmel versteckt sich hinter dunklen Wolken und die Landschaft verschwimmt hinter dem grauen Regenschleier. Spaßfaktor, Geschwindigkeit und Schräglage sind geringer als heute morgen und die Fotografierlust sinkt auf Null. Im Regen die klatschnassen Handschuhe aus- und anziehen, das mag ich nicht. Wenigstens bleiben meine Hände warm, wenn auch nicht trocken, dank der Griffheizung. Manchen Komfort genieße ich halt schon.
Die nächste Fähre in Hofles erreichen wir zu früh - 1 h Wartezeit ist angesagt. Es gibt einen gut geheizten Warteraum, aber selbst dort und in der weiteren halben Stunde im Salon auf der Fähre trocknet nichts wirklich. Und die Lisl muss leider draußen bleiben.... Die Bezahlung auf dieser Fähre scheint anders geregelt zu sein. Meistens wird das Kennzeichen fotografiert und der Rechnungsbetrag dann mit Rabatt vom Konto eingezogen. Hier muss ich vor Ort bezahlen. Leider erfahre ich erst danach, dass ich meine Fährenkarte vor der Bezahlung hätte zeigen sollen, dann hätte ich auch den Rabatt bekommen. Na ja, schade. Wieder schlauer geworden. Dafür ist es im Zielhafen wenigstens von oben trocken und in der Ferne blitzt sogar ein kleines Stückchen blauer Himmel. Allerdings hält die Freude nicht lange - den ganzen Nachmittag wechselt das Wetter von grau bis leichter Regen. 
Die WoMos - Segen für die Besitzer und Fluch für alle anderen Verkehrsteilnehmer. Ich vergleiche sie mit Schnecken, die ja auch ihre Häuser dabei haben und unbeirrt vor sich hinkriechen. Aber wenn man mit all diesem Luxus vollklimatisiert hinter Blech und Glas sitzt und die Landschaft draußen vorbeizieht, dann könnte man doch wohl besser zu Hause hocken und einen hübschen Naturfilm abspielen, oder? Da könnten die verwöhnten Touristen dann sogar noch das Wetter nach ihren Wünschen einstellen.

Wir folgen dem Navi - ich glaube, wir fahren mit Autopilot. Zu guter Letzt erwischen wir doch wieder ein kleines Stück Schotterstraße, allerdings in gutem Zustand. Nur, damit wir nicht ganz einschlafen.

Bereits gestern habe ich versucht, für heute Nacht ein Dach über dem Kopf zu finden, da der Regen ja angesagt war. Leider erfolglos, darum starte ich um 18 Uhr nochmal 2 Anfragen. Zugegeben, das ist kurzfristig. Und eine der Adressen ist sogar noch über 100 km entfernt. Leider kommt auch hier keine Antwort und so machen wir uns auf die Suche nach einem Zeltplätzchen. Wie immer, ist das nicht ganz einfach. In Sichtnähe der Hauptstraße finden wir schließlich einen einigermaßen ebenen Platz vor einer Scheune, zugegeben, nicht sehr romantisch. Das Zelt steht, da kommt Antwort aus dem nächsten Ort (16 km entfernt), dass ich willkommen bin. Schade, leider zu spät. Mittlerweile ist es jedoch sowohl von oben als auch von unten trocken und der Wetterbericht orakelt auch in der Nacht kein Wasser. Selbst die Klamotten sind inzwischen trocken geworden! Haben wir doch mal wieder alles richtig gemacht?