Jetzt freue ich mich auf ein Treffen mit Freunden aus "der alten Heimat" (Bayern), die zum ersten mal in Norwegen Urlaub machen. Wir sitzen in Bergen im Straßencafé in der Sonne. Die Zeit verfliegt, bis wir richtig in Fahrt kommen ist es leider schon fast Mittag. Ich hasse Stadtverkehr: je ein Auge auf den Verkehr vor mir, in den Rückspiegel, auf die Straßenschilder und aufs Navi, das schaffe ich nicht mehr. Dafür bin ich zu alt. Und wenn Du eine Abfahrt verpasst, landest Du für zig Kilometer im Tunnel!
Ich wollte heute noch ein ganzes Stück fahren, denn morgen möchte ich eigentlich die Fähre in Kristiansand erreichen. Da müssen wir uns sehr sputen! Meine Kalkulation "10 Tage" beruht auf einer Entfernung von ca. 3.500 km und einer Tagesstrecke von 350 km. Leider habe ich dabei mich nicht eingerechnet, denn ich möchte kleinste Sträßchen mit Spaßfaktor fahren, tolle Landschaft genießen, keinen Verkehr sehen und schnell voran kommen. Irgendwas passt da nicht zusammen....3.000 km haben wir bereits jetzt abgefahren. Weil man auf den kleinen Serpentinenstraßen auch keinen guten Schnitt hinlegen kann, wird es heute eben auch wieder spät.
30 Grad Hitze sind nicht gerade hilfreich gegen Müdigkeit, zum Glück scheint das der Lisl nichts auszumachen und sie passt hoffentlich auf mich auf. Fotos mache ich erstmal keine, denn irgendwie ist die Landschaft zwar schön, aber eben nicht "Ah und Oh". Die Fähren sind immer mal wieder eine Abwechslung und die gelegentliche Wartezeit von bis zu 30 min vergeht schneller als man denkt. Es dauert eine ganze Zeit, bis der Navigator wieder unsere Lieblingssträßchen finden kann. Dafür ärgert uns nun ein Lastzug vor uns. Sehr gerne hätten wir den hinter uns aber wo es möglich ist, gibt der Fahrer Vollgas, um dann in den schönsten Kurven zu bremsen und bei Gegenverkehr ganz stehen zu bleiben. Es ist zum Verzweifeln!
In Odda machen wir um halb fünf Mittag. Danach kommen wir am bekannten Wasserfall "Låtefossen" vorbei. Er kommt mir sehr bekannt vor, ich war hier mindestens schon 3 mal! Er ist immer wieder interessant, aber ich kenn mir einfach nicht merken, wo welcher Wasserfall zu finden ist. Bei der Vorbeifahrt bekommen wir eine heftige Dusche gratis. Aber dann! Kaum sichtbar zweigt etwas vor dem Tunnel ab, ich dachte, das wäre eine Hofeinfahrt. Nein, hier geht's über einen Pass statt hinter LKWs durch den Tunnel. Boah, ist das ein Schmankerl! Nach einigen engen Serpentinen werde ich zwar skeptisch, weil weit und breit niemand zu sehen ist, aber endlich kommen mir doch 3 einsame Motorradfahrer entgegen. Ein Glück, dass wir dieses Stückchen nicht verpasst haben. Auch den nächsten Tunnel können wir "überfahren", erst am Haukelifjell klappt es leider nicht mehr - das Sträßchen ist gesperrt. Sicher ist es noch verschneit, denn auf über 1.000 m überqueren wir das Fjell jetzt auf der Hauptstraße. Es wird kalt und ich muss wieder eine Lage Klamotten zulegen, die heute morgen ins Gepäck gewandert ist.
Die Straße leert sich, die WohnMObile sind zu WohnSTAbilen mutiert, deren Bewohner jetzt sicher beim Abendessen sitzen. Wir müssen noch ein Stück zulegen, selbst als wir einen schönen Platz finden. Prompt lotst mich der Navigator - trotz der Vermeidungsanweisung - auf ein unbefestigtes Sträßchen, das noch dazu frisch geschottert ist. Das wollen wir noch hinter uns bringen. Ein knappes Stündchen hängen wir noch dran, der nächste Platz ist auch nicht ohne. Allerdings treiben mich die Schnaken bald ins Zelt. Gute Nacht.
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