Freitag, 14. Juli 2023

Nix zu sehen...

 ...darum gibt's heut auch (fast) keine Bilder.

Obwohl ich noch lange nicht ausgeschlafen habe, möchte ich mich nach dem Wetter richten. Um 8 Uhr ist eine Regenpause angesagt. Kurz vorher beginnt es heftig zu winden, da wird doch sicher das Zelt trocken? Schnell packe ich alles zusammen und während ich die Lisl belade (Zelt steht noch), fährt ein Arbeiter vor. Gemütlich sitzt er im trockenen VW-Bus und unterhält sich mit mir, während ich draußen den nächsten Regenguss abbekomme. Ohne Hut oder Regenjacke - und das Zelt ist auch wieder triefnass! Egal, rein in den Packsack mitsamt allem Wasser. Während ich den Helm aufsetze, bläst ein Windstoß meine Brille fort - wie soll ich die denn ohne Brille wieder finden? Meine hochmodernen Funktionsklamotten sollen jetzt mal zeigen was sie können - Wasser vom Körper ableiten und durch die Goretexmembran nach draußen befördern! Na ja, ich glaube, das müssen wir noch etwas üben. Ich versuche, die Kälte zu ignorieren und mich warm zu denken. Immerhin sind die Stiefel innen trocken geblieben. Sehr gemütlich zockeln wir dahin denn schlechte Sicht, nasse Straßen und defekte Bremsen sind keine gute Kombination.

Erst um die Mittagszeit gibt es die erste Pause. Tanken, aufwärmen, trocknen und vorsichtshalber nach der Bremse schauen. Da es hier Bremsflüssigkeit (und sicherheitshalber eine Werkstatt) gibt, gönne ich der Lisl den frischen Saft. Leider löst er das Problem nicht, der Bremsdruck fehlt weiterhin. In der Zwischenzeit reißt der Himmel etwas auf, aber das Regengebiet zieht leider in die gleiche Richtung wie wir und sehr bald haben wir es eingeholt und sind wieder mitten drin. Vielleicht müssen wir noch langsamer fahren oder mehr Pausen machen? Wieviel Wasser gibt es eigentlich in solchen Wolken? Und wo kommt immer der Nachschub her?

Wie im Außen, so im Innen. Wenn wir uns im Auge des Unwetters befinden, dann richte ich meinen Blick eben auch nach innen. Im Außen gibt es nichts zu sehen, die vermutlich tolle Landschaft versteckt sich hinter Regenvorhängen. Da ist es nicht schlimm, wenn die Kamera defekt ist. Meine Gedanken sind auch nach innen gerichtet während die Lisl brav vor sich hin rollt. Ob sie wohl auch vor sich hin träumt?

Willkommen in Nordland! Das ist "mein" Regierungsbezirk (sowas Ähnliches wie ein Bundesland). Laut Navi sind wir aber noch über 1700 km von der Heimat entfernt - das ist mehr, als einmal längs durch Deutschland! Auch die Lisl hat etwas zu verzeichnen: sie rundet heute auf 570.000 km! Brave Lisl, hast Du gut gemacht.

Schaffe ich es heute noch bis Brønnøysund? Es muss ja nicht sein, wir haben eh schon genug Kilometer gefahren. Zeit, ein Plätzchen für die Nacht zu suchen. Aktuell regnet es nicht, ja, es sieht sogar ein bisschen heller aus. Ein Schild  "Sundshopen" mit Hinweis auf einen Rastplatz macht mich neugierig. Hier bleiben wir! Etwas abseits der Straße ist ein Parkplatz mit vornehmem Toilettenhäuschen. Daneben eine saftige (nasse?) Wiese am Seeufer und ein steinerner Steg, der in den See führt. Die Lisl soll wohl draußen bleiben, aber an einem kurzen Weg zur Wiese ist eine unverschlossene Schranke, für uns also kein Hindernis. Außerdem ist außer uns niemand da, den es stören könnte. Einige hölzerne Sitzgarnituren machen den Luxus perfekt. Ein leichter Wind trocknet das klatschnasse Zelt recht schnell und auch alles andere nasse Zeug hänge ich in den Wind. Bald verschwindet die Sonne, es bleibt der frische Wind. Immerhin trocken! Auf einer Hinweistafel lerne ich, dass es sich hier im einen Brackwassersee in der Endmoräne mit einzigartiger Fauna und Flora handelt.





Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen